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Schönstattbewegung - eine betende Bewegung oder/ und eine bewegende Bewegung?

Erneuerung des LB mit der Gottesmutter vrnl Pater Werner M. Kuller, Pfr. Martin J. Emge, Pfr. Josef Treutlein
Datum:
26. März 2024
Von:
Tamara Horn

Traditionell führt der Bündnisabend am 18. März auf dem Marienberg direkt zum Heiligen Josef,
dessen Festtag am darauffolgenden Tag gefeiert wird.
Im Anbetungsteil, den die Männer vorbereiteten, wurde ein Josefsrosenkranz mit einbezogen. So
waren die Gläubigen schon sehr gut auf den Schutzpatron der Kirche eingestimmt.
Diözesanpräsens Martin J. Emge stellte seine Predigt unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeit,
abgeleitet vom Beinamen Josefs – der Gerechte.
Zunächst entführte er die Gemeinde nach Rußland, zur Wahl Putins. Das war keine Wahl – jeder
wusste, wie sie ausgehen würde.
Und Nawalny? Er ging 2021 ganz bewusst das Risiko ein, wieder eingesperrt zu werden, als er in
seine Heimat nach Rußland zurückkehrte.
Nawalny setzte sich ein für Freiheit, freie Meinung, Gerechtigkeit und dass sein Volk das Recht
bekäme, wirklich frei und ehrlich zu wählen, wie es das Herz entscheiden würde.
Nawalny, ein Mann des Mutes, der ungebrochenen Zuversicht. Als er am 20.02.21 vor Gericht
stand, bezog er sich auf die Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu: „Selig die hungern und dürsten
nach Gerechtigkeit…!“ Aus seinem Glauben an Gott schöpfte er Kraft, sich für die Gerechtigkeit
einzusetzen, für sie zu kämpfen.
(nachzulesen: https://promisglauben.de/alexei-nawalny-bezog-kraft-aus-den-seligpreisungen-der-
bergpredigt/)
Dafür stand er, dafür starb er. Der Präsident der Herzen ist tot. Er ist ein politischer Märtyrer.
Die Gerechtigkeit führt uns auch nach Nazaret. Dort hütet in der Nähe der Verkündigungsbasilika
eine Schwesternkongregation im „Haus des Gerechten“ einen Schatz, ein uraltes Grab, das Grab des
Gerechten. Es könnte das Grab des heiligen Josefs sein.
Im Schriftext hörten wir, (Mk 1,19) „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen
wollte.“ Im Alten Testament bedeutete gerecht: Mit Gott und dem Menschen im Einklang zu leben.
Nach weltlichem Recht hätte Maria, da sie ein uneheliches Kind erwartete, gesteinigt werden
müssen.
Josefs Vertrauen in Gott ist unwahrscheinlich groß. Er traute der Stimme des Engels. Er baute
darauf, dass alles mit göttlichem Recht zuging. Dass seine Frau schwanger war und Maria ihn gerade
in dieser Situation dringend brauchte.
Und bei der Erziehung Jesu - auch Jesus braucht jemanden, von dem er lernt, gerecht zu werden.
Das konnte er gut bei Josef, dem Gerechten, lernen.

Fazit:
Josef, ein Kämpfer der Gerechtigkeit, lässt sich vom Engel führen, lässt Gott mitreden, ist offen für
seine Lebensberufung und hört genau hin. Josef ist einer, der unbestechlich geblieben ist. Immer
offen für Gottes Wünsche.
Daran können wir uns auch heute noch orientieren. Welchen Blickwinkel brauchen wir dazu?
Sind wir Kämpfer wie Nawalny und jetzt seine Frau? Oder wie der Heilige Josef? Oder wie Josef
Engling mit seinem Lebensideal: „Ich will allen alles werden. Maria ganz zu eigen.“
Und Josef Kentenich?
Machen wir unseren Mund auf, wenn offensichtliches Unrecht in unserer unmittelbaren Umgebung
geschieht? Oder schweigen wir lieber?
Die Frage nach Gerechtigkeit ist unser Thema, ein ganz wichtiges Thema der Schönstattbewegung,
der Schönstattfamilie!
Josef Kentenich – unser Gründer hat ganz viele Untergliederungen zugelassen: für die Priester,
Frauen, Mütter, Männer. Ob wir sie alle kennen?
Pater Josef Kentenich wollte damit jedem sein Recht geben. In keiner geistlichen Gemeinschaft sind
soviele individuelle Gliederungen vorzufinden.
Die Schönstattfamilie braucht wache Menschen, die spüren was der andere braucht!
Ich träume von einem Schönstatt, das nicht nur fromm den Mund aufmacht sondern Dinge sagt, die
gesagt werden müssen.
Wollte Kentenich, dass wir mehr Rosenkränze beten oder mitmischen, Verantwortung
übernehmen, die Stirn bieten, so wie der Heilige Josef?
Lassen wir uns ermutigen mit gläubiger Zuversicht. Amen.
Was mich bewegte, aufrüttelte, zum Nachdenken anregte:
Auf der Heimfahrt bewegten mich die Gedanken der Predigt sehr. Sie haben mich mit dem
Blickwinkel der Gerechtigkeit regelrecht aufgewühlt und viele Fragen tauchen auf:
Wie weit wollte Pater Josef Kentenich seine Schönstattbewegung politisch sehen?
Er war ja selbst sehr politisch – hat sich bei Hitler eingemischt, sonst wäre er ja nicht im KZ
gelandet. Auch für seine Kirche setzte er sich ein – die Folge war das Exil in Milwaukee.
Wollte er eine eher betende Gemeinschaft, die sich Rosenkranz betend in ihre Heiligtümer
zurückzieht?
Und ich – wie setze ich mich für die Sache Gottes, für die Gerechtigkeit ein?
Selbst über Nawalny mache ich mir Gedanken – ganz offen bekannte er, dass er über seinen
christlichen Glauben die Kraft erhielt sich für Gerechtigkeit in Rußland einzusetzen.
Kann es sein, dass ich mir an den Bündnisabenden über den Gnadenstrom der Erneuerung des
Liebesbündnisses mit der Muttergottes die Kraft holen kann, ganz bewusst in meinem Umfeld für
die Gerechtigkeit einzutreten?
Wie stehe ich Asylanten gegenüber? Verteidige ich sie, wenn gegen sie geschimpft wird?
Lasse ich mir vom Heiligen Josef etwas sagen?
Heiliger Josef, hilf mir, mein Herz, meine Augen, meine Ohren und den Mund für die Gerechtigkeit
einzusetzen und Gottes Willen zu erkennen.

https://www.schoenstatt.org/de/leben/2024/03/wie-politisch-darf-muss-schoenstatt-sein/

Wie politisch darf, muss Schönstatt sein? – Schoenstatt.org
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