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Bei dir schweigen die Waffen - Maria, Königin des Friedens

Maiandacht mit Predigt auf dem Marienberg
Datum:
13. Juni 2022
Von:
Tamara Horn

Maiandachten gehören zu den beliebtesten Andachtsreihen im Kirchenjahr. So auch auf dem Marienberg. An diesem Gnadenort zieht die Mutter Gottes viele Gläubige und Suchende an. 
Zusätzlich gibt es auch noch starke Inhalte zu den einzelnen Maiandachten.
Pfarrer Andreas Hornung führte durch die Maiandacht und entführte die Gläubigen gleich am Anfangnach Mariupol. Übersetzt heißt dieser Ort: Stadt Mariens. Sie wurde dem Erdboden gleichgemacht. Das Leid der Menschen dort ist unbeschreiblich. In einem Klage-Kyrie wurde die ganze Not als Klage vor Gott gebracht.


Erfolglose Spitzentreffen – wo liegt die Ursache?
Diözesanpräses Martin Emge las aus dem Lukasevangelium die Stelle vor, in der der Erzengel Gabriel von Gott zu einem Spitzengespräch zu Maria geschickt wurde.


Erfolglose Spitzentreffen
In seiner Predigt führte Martin Emge seine Zuhörer in die aktuelle Politik: In den letzten Monaten gab es zahlreiche Friedensverhandlungen, Spitzentreffen der EU, Außenministertreffen – die Ergebnisse allesamt mager, die keinen Frieden in der Ukraine sichtbar werden ließen. Der Hauptgrund könnte darinnen liegen, dass nicht offen miteinander gesprochen wurde. Ständig wollten zwei Sieger vom Platz gehen. Echte, offene Kompromisse können so nicht entstehen. Dazu gehört, dass jeder auf den anderen 
genau hinhört. Diese Fragen müssten zunächst in den Vordergrund gerückt werden: Was stört den Gegner? Wovor hat er Angst? Wer hat wen wie verletzt? 
Antworten darauf zu finden, nur so kann eine Annäherung möglich sein. Zwei Sieger, das kann nicht funktionieren. Deshalb dauert der Krieg immer noch an und bringt entsetzliches Leid mit sich.


Gottes Spitzengespräch in Nazareth 
In einem Spitzengespräch zeigt uns Gott, was es braucht, damit ein Dialog erfolgreich abgeschlossen werden kann: 
Gott konnte zur Zeit des AT nicht mehr mit ansehen, wie seine Welt aus dem Ruder zu laufen schien. Deshalb wollte er ganz bewusst einen neuen Anfang setzen. Mit einem Dialog, der das Ziel der Verbundenheit hatte. Gott wollte ein Bündnis mit Maria eingehen. 
Deshalb schickte er seinen Engel zu Maria, die Gott als Repräsentantin der ganzen Menschheit auserwählt hatte. Der Engel sollte mit Maria verhandeln, damit Jesus, der Fürst des Friedens, der König des Universums, die Welt erlösen konnte.


Dialog heißt das Stichwort.
Der Engel Gabriel beantwortete geduldig alle Fragen Marias. Dieser Dialog endete mit dem Ergebnis der Zusage Mariens: „Ja, ich bin bereit, als Dienerin des Herrn, dem größeren Ziel, dem Frieden zu dienen.“
Jesus entzieht sich dem Triumphalismus, dem Pompösen. Er will nicht der große Star sein, der im Rampenlicht steht. Im Gegenteil, er macht sich ganz klein. Er ist gekommen, um Frieden zu schenken.Jesus, der König des Friedens und seine Mutter, als Königin des Friedens „ticken“ beide gleich. Beide sehen sich nicht als große Sieger, sondern eher als Diener an den Menschen.


Jetzt wird’s schwer! Wie lässt sich Gottes Modell des „Dialogs“ in meinem Alltag integrieren?

Das Modell des Dialogs Gottes mit Maria kann auch ein Vorbild für unsere ganz persönlichen Gespräche werden.
Der Prediger führte mit seinen Fragen zu Menschen, die ich nicht gerne sehe. Er stellte die Frage: „Wen mögen Sie überhaupt nicht? Oder auf wen oder was sind sie eifersüchtig? Gesichter, zu denen wir uns nicht gerne in die Kirche setzen?Wie gehen wir damit um? Wie können wir uns dem anderen annähern?“


Wie können wir die Waffen zum Schweigen bringen? 
Mit den Waffen müssen nicht die Messer im Besteckkasten oder gar der Waffenschrank gemeint sein. Es gibt Waffen die in der Persönlichkeit selbst liegen: böse Worte, vernichtende Gedanken, innerer Hass, Vorurteile, harte Herzen, all das können sehr gefährliche „Schusswaffen“ sein.


Abrüstungsgespräche, Spitzengespräche – an Gott orientieren
beginnen dort, wo genau hingehört wird. Wo ich meine Verletzungen ansprechen kann und auch die Verletzungen meines Gegenübers ernst nehme und Antworten auf die Fragen suche: Wo können wir uns treffen? Wie können wir mit kleinen Schritten aufeinander zugehen? Eines muss dabei klar sein: keiner geht als Sieger, sonst ist es nur ein Scheinfriede. 
Unsere kleinen Spitzengespräche orientieren sich an Gott – wie er mit den Menschen umgeht.


Bitten wir die Gottesmutter: 
Schenk uns etwas von Deiner Bescheidenheit, von deinem guten Hinhören und lass uns die richtigen Fragen stellen. Lerne uns, wie wir die Waffen schweigen lassen können. Amen.

Auf einmal bin ich gemeint
Eine sehr beachtenswerte Predigt! Zunächst sitze ich ganz entspannt und höre zu. Denke, ja, da kann ich nichts ändern, in der Politik. Ich kann auch nichts dafür, dass es immer zwei Sieger geben muss, das geht auch nicht beim Glubb (FCN).
Die Dialogbereitschaft der Gottesmutter gefällt mir, ja so ist es gut. Dann reißt es mich so richtig herum – jetzt bin auf einmal ich gefragt. Wie schaffe ich Frieden ganz nah um mich herum?! Mit Menschen, denen ich lieber aus dem Weg gehe? Um die ich einen großen Bogen mache? Und auf einmal erkenne ich die Gefahr, die in bösen Gedanken, in unbedachten Worten, in meinem harten 
Herzen, liegt – das sind ja alles schreckliche Waffen. Die Lösung wird auch noch gegeben: nicht auf Scheinfrieden eingehen, nicht auf mein Argument bestehen, sondern – wie Maria handeln.
Da bleibt mir nichts anderes übrig, als die Bitten zu wiederholen: Schenk mir Deine Bescheidenheit, Dein gutes Hinhören ... Lerne mir, wie ich die Waffen zum Schweigen bringe!
Das ist ein ganz schönes Stück harte Arbeit.